Veränderungen des Bewusstseins im Sterbeprozess

Teil 3

Um gelassener im Umgang mit dem sterbenden Angehörigen zu sein und den geliebten Menschen bei diesem Prozess zu unterstützen, ist es gut, wenn Du diese Symptome und Veränderungen kennst. Dadurch wirst Du Dich sicherer fühlen und kannst beruhigenden Einfluss auf die sterbende Person nehmen.

 

Schlafen:

Der Sterbende verbringt zunehmend Zeit schlafend und ist manchmal schwer aufzuwecken. Dies ist eine normale Veränderung aufgrund des Stoffwechsels im Körper. Es kann helfen, beim Menschen zu sitzen, sanft seine/ihre Hand zu halten, ruhig und natürlich zu sprechen.

 

Desorientierung:

Der Sterbende scheint manchmal über Zeit, Ort und anwesende Personen verwirrt zu sein. Es hilft ihm, sich mit dem Namen erkennen zu geben. Die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit kann verschwimmen. Es kann sein, dass der Sterbende über Menschen spricht, die schon gestorben sind, oder sagen, dass er mit ihnen gesprochen hat, oder Orte sieht, die für die Anwesenden nicht sichtbar oder erkennbar sind. Dies sind keine Halluzinationen oder Reaktionen auf Medikamente. Es bedeutet, dass der Mensch einen normalen Abschied vom Leben erlebt und sich auf den Übergang vorbereitet. Es ist wichtig, dass wir nicht versuchen, ihm seine Realität auszureden, sondern Anteil daran zu nehmen, indem wir ihm zuhören und vielleicht nach der Bedeutung fragen. 

 

Ruhelosigkeit:

Es kommt vor, dass die Angst vor der Ungewissheit, dem Nachher oder das Zurücklassen der Liebsten grosse Unruhe auslösen kann. Ruhelose und sich wiederholende Bewegungen, so wie am Laken oder an der Kleidung ziehen, oder vielleicht Vorstellungen von Menschen oder Dingen haben, die nicht da sind. Diese Symptome können aufgrund der verringerten Sauerstoffzufuhr im Gehirn und Veränderung des Stoffwechsels auftreten. Es gilt dabei, nicht einzugreifen oder solche Bewegungen zu unterbinden. Ein beruhigendes Zureden kann helfen, um ihn/sie nicht noch mehr zu verwirren oder aufzuregen. Leichtes Massieren der Hände oder der Stirn, vorlesen oder Musik können angebracht sein.

 

Bewusstlosigkeit:

Manche sterbende Menschen sind in den letzten Tagen bewusstlos und scheinen nicht mehr ansprechbar zu sein. Es kann mit ihm/ihr geredet werden, wie wenn der Sterbende bei Bewusstsein wäre. Es ist nie zu spät, wichtige Mitteilungen zu übermitteln wie zum Beispiel: „Ich liebe Dich“ oder „Es tut mir leid“. Der Gehörsinn ist der letzte, der verloren geht, deshalb niemals annehmen, dass derjenige nicht hören kann. Also nichts sagen in ihrer Gegenwart, dass auch nicht zu ihnen gesagt würde, wenn sie wach wären.

"Sehe, ich sende einen

Engel vor dir her,

der dich behütet auf dem Wege

und bringe dich an den Ort,

den ich bereitet habe."

Exodus, 23.20